During the closing press conference, German Chancellor Friedrich Merz called for a strategic dialogue and closer partnership with Ankara. He offered Turkey a European perspective, emphasising that the German government wants to see Turkey close to the European Union (EU) – on the condition that Ankara meets the Copenhagen criteria. This marks a significant departure from the Merkel era, which sought to keep Turkey at arm’s length from the EU. In doing so, Merz sought to balance Realpolitik with value-based diplomacy by not letting Turkey’s democratic deficits go uncommented, effectively placing the ball firmly in Ankara’s court.
Turkish President Recep Tayyip Erdoğan brushed aside implicit criticism over Ankara’s failure to meet EU standards, framing judicial action against the opposition as part of an anti-corruption drive. İstanbul’s mayor, Ekrem İmamoğlu, has been held in pre-trial detention since 19 March on charges of aiding terrorism, the misuse of public funds and, more recently, espionage. Meanwhile, multiple cases against the Republican People's Party (CHP), the main opposition, have aimed to place it under state trusteeship and annul the congress that elected its new leader.
Germany’s Strategic RationaleDifferences also emerged regarding Hamas and Israel. Whereas Germany designates Hamas as a terrorist organisation and provides military support to Israel, Turkey considers Hamas a liberation movement and accuses Israel of genocide. Erdoğan criticised Germany, particularly for its arms deliveries to Israel.
These differences help explain why a breakthrough in relations – for example, on visa liberalisation or modernising the Customs Union – remains a distant prospect. Despite Erdoğan’s assertive stance, Merz remains willing to engage, which is a sign that Germany recognises Turkey’s rising geopolitical importance. In recent years, Ankara has consolidated its regional role by exploiting Russia’s vulnerabilities in Libya and the South Caucasus, backing Azerbaijan’s recapture of Nagorno-Karabakh. Moscow’s invasion of Ukraine has further underscored Turkey’s strategic importance in the Black Sea. In Syria, Ankara remains deeply entangled, seeking a say in the country’s political reshaping.
Erdoğan’s confidence also stems from the understanding that Germany requires Turkey’s collaboration in Syria and Palestine. Both governments are cooperating on Syria’s reconstruction and humanitarian projects to support the return of refugees. Berlin also expects Ankara to help disarm Hamas and play a constructive role in resolving the Palestinian issue. Furthermore, Germany is seeking Turkey’s assistance in returning Turkish citizens who are being forced to leave Germany, and cooperation in the Ukraine crisis.
The Pillars of a Pragmatic Partnership: Security, Defence, and TradeThe need to rebuild its defence capacities has increased Germany’s interest in deepening defence cooperation with Turkey. Berlin has lifted its veto on the Eurofighter procurement process and supports Ankara’s potential participation in the European defence initiative Security Action for Europe (SAFE). Turkish Foreign Minister Hakan Fidan welcomed Germany’s positive steps towards Turkey’s participation in the SAFE initiative, stating that Ankara aims to advance joint projects and strengthen the mechanism itself. Both governments emphasise cooperation in security and the defence industry, pursuing joint projects and recognising the strategic value of Turkey’s cost-effective and technologically capable defence sector.
Germany’s interest in Turkey also has an economic dimension. Despite political tensions, bilateral trade remains robust, reaching US$47.5 billion in 2024. Germany is Turkey’s largest export market and its third-largest import partner. Since 1980, German direct investment in Turkey has totalled around US$14.5 billion, including US$687 million in 2023 alone, with over 8,000 German firms employing more than 100,000 people in the country.
Merz’s visit underlines a pragmatic shift in bilateral relations towards security cooperation. Shared geopolitical interests will take precedence, while economic and defence ties continue to expand. Yet pragmatic realignment alone cannot forge a strategic partnership: Fundamental differences persist. A genuine breakthrough will require mutual trust, a clear roadmap, and tangible progress on the rule of law, human rights, and democratic governance – without which closer ties will remain transactional rather than strategic.
Systematisches Nachdenken darüber, wie ein »kalter« militärischer Wettbewerb (peacetime military competition) zum eigenen Vorteil gestaltet werden kann, ist im deutschen Regierungsapparat nicht institutionalisiert. Auch deshalb ist es in Deutschland unterentwickelt. Mit Russland befindet sich Deutschland aber in einem solchen Wettbewerb, und das dürfte so bleiben. In den USA wurden auf der Suche nach Ansätzen, um militärische Kräfteverhältnisse zulasten von Gegnern zu ändern, seit den 1970er Jahren sogenannte »Net Assessments« einflussreich: Analysen, die vielfältige Erkenntnisse einbeziehen – von historischen Traumata über industrielle Engpässe bis zu bürokratischen Dysfunktionalitäten – und die darauf abzielen, Schwachstellen des Gegners im militärischen Wettbewerb zu ermitteln. Damit zeigen sie Wege auf, wie diese Schwächen ausgenutzt werden können. Für Deutschlands strategische Aufstellung gegenüber Russland scheint Net Assessment ein vielversprechendes Instrument zu sein.
Seit 2022 hat Russlands Führung ihre Aktivitäten zur patriotischen und militärischen Erziehung von Kindern und Jugendlichen noch einmal massiv ausgeweitet. Das gilt sowohl für verpflichtende Maßnahmen als auch für Freiwilligenangebote. Trotz einer vordergründigen Vielfalt an Programmen und beteiligten Akteuren stehen diese unter strikter Kontrolle des Kremls. Dessen Ziel ist, die nächste Generation im Sinne der politischen Führung zu erziehen, loyalen Nachwuchs für Regime und Militär zu rekrutieren und kritische Individuen frühzeitig zu identifizieren. Die Maßnahmen erfassen eine wachsende Zahl von Kindern und Jugendlichen und reichen mittlerweile bis in die Kindergärten hinein. Die Betroffenen reagieren darauf mit einer Mischung aus Begeisterung, Indifferenz und Opportunismus. Offener Widerstand ist aufgrund eines hohen Konformitätsdrucks und des repressiven Charakters des Regimes nur punktuell festzustellen.
Die Rückkehr von Macht auf den Markt ist das Wesensmerkmal einer geoökonomischen Zeitenwende, wie sie die internationale Politik derzeit erlebt. Damit wurde der alten Erkenntnis neue Aufmerksamkeit verschafft, wonach wirtschaftliche Tätigkeit nicht nur Wohlstand erzeugen, sondern auch außen- und sicherheitspolitische Zielsetzungen befördern kann. Für die Analyse und eine Strategie der Außen-, Sicherheits- und Wirtschaftspolitik bedarf es einer klaren Konzeptionalisierung des Begriffs der Geoökonomie. Dies ist nicht zuletzt deshalb erforderlich, um Kosten und Nutzen geoökonomischer Maßnahmen fundiert abwägen und deren Erfolgsaussichten realistischer einschätzen zu können. Die Beiträge dieser Sammelstudie fokussieren sich auf die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen geoökonomischen Denkens und untersuchen in funktional definierten Politikfeldern ausgewählte empirische Fallbeispiele geoökonomischen Handelns. Damit die deutsche Politik mehr Effektivität und Kohärenz in ihrem geoökonomischen Handeln erreichen kann, empfehlen sich folgende Vorgehensweisen: erstens der Aufbau ressortübergreifender Strukturen für die Querschnittsaufgabe Geoökonomie, zweitens der Ausbau von Kommunikation und Koordination mit relevanten Stakeholdern aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie drittens die Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Partnern.
Die Türkei ist nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Kraftfahrzeuge, sie exportiert zugleich in bedeutendem Umfang Automobile und diverse Komponenten nach Deutschland. Durch ihre Einbindung in die deutschen Lieferketten tragen türkische Zulieferer maßgeblich zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie bei. Allerdings sieht sich die türkische Autoindustrie mit komplexen wirtschaftlichen, technologischen und geopolitischen Herausforderungen konfrontiert: Handelshemmnisse, Verschärfung des internationalen Wettbewerbs, makroökonomische Ungleichgewichte. Diese Herausforderungen gewinnen nun auch für die deutsche Automobilwirtschaft und Sicherheitspolitik an Relevanz – bergen sie doch sicherheits- und geoökonomische Risiken und könnten die deutsch-türkische Verflechtung schwächen. Türkische Autohersteller und Regierungsvertreter reagieren auf die genannten Herausforderungen mit einer strategischen Neupositionierung hin zu Digitalisierung und Elektrifizierung. Daraus ergeben sich neue Kooperationschancen mit Deutschland.