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Diplomacy & Defense Think Tank News

Abkommen zwischen Iran und Saudi-Arabien: Ende der diplomatischen Eiszeit?

SWP - Thu, 23/03/2023 - 11:08

Als Saudi-Arabien und Iran am 10. März verkündeten, ihre 2016 abgebrochenen Beziehungen wieder aufzunehmen, kam das einem politischen Erdbeben gleich: Wenn zwei seit mehr als vier Jahrzehnten verfeindete Staaten eine Phase der Entspannung einläuten, könnte diese auf viele Regionalstaaten ausstrahlen. Dennoch besteht der Konflikt zwischen dem Iran und seinen Gegnern fort – und könnte schon bald in einen Angriff Israels auf die iranischen Atomanlagen münden. Eine solche Eskalation könnte dann auch die Auseinandersetzung zwischen Riad und Teheran erneut befeuern.

Das Abkommen beendet einen regelrechten regionalen kalten Krieg zwischen den Rivalen, der seit 2011 und verstärkt seit 2015 ausgefochten wurde. Anlass war die beispiellose Expansion des Iran, das in die Bürgerkriege in Syrien, im Irak und im Jemen intervenierte und seinen Einfluss im Nahen Osten massiv ausweitete. Saudi-Arabien stellte sich dem Iran und seinen Verbündeten vor allem im Jemen entgegen, wo es gemeinsam mit den Vereinigten Arabischen Emiraten im März 2015 gegen die Huthi-Rebellen intervenierte. Doch konnte Riad Teheran wenig entgegensetzen und zog am Ende den Kürzeren. Dies zeigte sich spätestens am 14. September 2019, als iranische Drohnen und Marschflugkörper die saudi-arabischen Ölanlagen von Khurais und Abqaiq trafen, die saudi-arabische Ölproduktion für zwei Wochen auf rund die Hälfte verringerten und dem Königreich so seine Verwundbarkeit demonstrierten. Seitdem zeigte sich Riad an einer Verständigung interessiert. Iran hingegen lenkte erst in den vergangenen Monaten ein, weil seine Führung zunehmend unter Druck steht: Die Verhandlungen über eine Neuauflage des Atomabkommens von 2015 dürften gescheitert sein und die internationalen Sanktionen schaden der iranischen Wirtschaft massiv. Hinzu kommen die seit September andauernden Proteste im Land, die die Isolierung Irans verschärften.

Riads neue Prioritäten

Dafür, dass das Abkommen eine längerfristige Entspannungsphase einläuten könnte, sprechen vor allem Veränderungen in der saudi-arabischen Außenpolitik der vergangenen Jahre. Der starke Mann in Riad, Kronprinz Mohammed Bin Salman, hat ehrgeizige wirtschafts- und sozialpolitische Reformen gestartet: Er will aus dem Königreich eine moderne globale Wirtschaftsmacht formen. Vor diesem Hintergrund sind nicht nur die hohen Kosten des Krieges im Jemen ein Problem; dieser und der Konflikt mit dem Iran haben außerdem den Ruf des Landes beschädigt und potentielle Investoren ferngehalten. Die Ambitionen Bin Salmans vertragen sich auch nicht so recht damit, dass immer mal wieder Raketen, Drohnen und Marschflugkörper in Saudi-Arabien einschlagen. Hinzu kommt, dass das Königreich aus den Ereignissen vom September 2019 die Lehre zog, dass es sich nicht mehr auf den Schutz durch die USA verlassen kann – denn der damalige Präsident Donald Trump machte keine Anstalten militärisch zu reagieren. Riads Distanz zu Washington zeigte sich schon 2022, als es dem amerikanischen Ersuchen nicht nachkam, die Ölfördermenge zu erhöhen, um die Ausfälle an Öl aus Russland auszugleichen und so die Preise stabil zu halten. Obwohl die militärische Abhängigkeit von den USA bestehen bleibt, bemüht sich Saudi-Arabien parallel um gute Beziehungen zu Russland und zu China. Offenbar will Bin Salman, dass sein Königreich zu einem sehr viel unabhängigeren und mächtigeren Akteur der Regional- und Weltpolitik wird.

Riads Machtanspruch im Nahen Osten

Die machtpolitischen Ambitionen des Kronprinzen und die Entwicklung des Konfliktes zwischen dem Iran und seinen Gegnern sprechen jedoch gegen einen Erfolg des Abkommens – und damit auch gegen eine längere Entspannungsphase. Mohammed Bin Salman sieht sich als Führer einer starken und idealerweise dominierenden Regionalmacht, die auf das iranische Vormachtstreben und vor allem auf die wahrscheinlich bevorstehende nukleare Bewaffnung des großen Rivalen reagieren muss. Bisher ist dies vor allem dadurch geschehen, dass Saudi-Arabien seine militärische und nachrichtendienstliche Zusammenarbeit mit Israel ausgebaut hat – das als einziger Staat im Nahen Osten die Fähigkeiten hat sich dem Iran entgegenzustellen. Zuletzt zeigte sich Riad sogar zu einem Friedensschluss mit dem jüdischen Staat bereit, wenn die USA ihr Sicherheitsversprechen für das Königreich erneuerten und ihm bei einem saudi-arabischen Nuklearprogramm assistierten.

Hier zeigte sich, wie sehr Saudi-Arabien den Iran weiterhin als Bedrohung betrachtet und sich bemüht, die eigene Position gegenüber dem Nachbarn mithilfe der USA und Israels zu stärken. Deshalb kann die neue, ausgleichende Politik des Königreichs schon binnen kurzem scheitern, wenn die israelische Regierung sich entscheiden sollte, tatsächlich mit Militärschlägen gegen die iranischen Atomanlagen vorzugehen, wie sie das immer wieder angekündigt hat. Angesichts der Zusammenarbeit mit Israel dürfte Saudi-Arabien in einem solchen Fall große Schwierigkeiten haben, Iran davon zu überzeugen, dass es neutral und an guten Beziehungen interessiert ist. Der Schutz durch die USA dürfte dann wieder wichtiger sein als die neue Freundschaft zu Iran.

Juristische*r Referent*in (m/w/div) im Vorstandsbereich

Für die Stabsstelle Recht suchen wir zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine*n Juristische*n Referent*in (m/w/div) (in Vollzeit, Teilzeit ist möglich) für die vollumfängliche Rechtsberatung des Vorstands und Abteilungen des Instituts.


Green hydrogen – new opportunities for sustainable development in the Global South?

International observers link many hopes for global sustainable development to the use of green hydrogen. Hydrogen produced via electrolysis and using renewable energies is a carbon-free energy carrier and feedstock for several industrial processes, e.g. in steel production and petrochemistry. To date, the application of hydrogen for fertiliser production has received insufficient attention. Globally and for the developing world, it offers at least a "triple win option": greenhouse gas emissions from natural gas-based fertiliser production can be avoided, developing countries may save foreign currency, which is today used for importing gas from, e.g. Russia. Finally, farmers may become less exposed to fluctuations in natural gas prices. An assured supply of fertilisers produced with local renewable energies can be an important element of food security. The article discusses the options and uncertainties related to green hydrogen production and digs deeper into the options of fertiliser production.

Green hydrogen – new opportunities for sustainable development in the Global South?

International observers link many hopes for global sustainable development to the use of green hydrogen. Hydrogen produced via electrolysis and using renewable energies is a carbon-free energy carrier and feedstock for several industrial processes, e.g. in steel production and petrochemistry. To date, the application of hydrogen for fertiliser production has received insufficient attention. Globally and for the developing world, it offers at least a "triple win option": greenhouse gas emissions from natural gas-based fertiliser production can be avoided, developing countries may save foreign currency, which is today used for importing gas from, e.g. Russia. Finally, farmers may become less exposed to fluctuations in natural gas prices. An assured supply of fertilisers produced with local renewable energies can be an important element of food security. The article discusses the options and uncertainties related to green hydrogen production and digs deeper into the options of fertiliser production.

Green hydrogen – new opportunities for sustainable development in the Global South?

International observers link many hopes for global sustainable development to the use of green hydrogen. Hydrogen produced via electrolysis and using renewable energies is a carbon-free energy carrier and feedstock for several industrial processes, e.g. in steel production and petrochemistry. To date, the application of hydrogen for fertiliser production has received insufficient attention. Globally and for the developing world, it offers at least a "triple win option": greenhouse gas emissions from natural gas-based fertiliser production can be avoided, developing countries may save foreign currency, which is today used for importing gas from, e.g. Russia. Finally, farmers may become less exposed to fluctuations in natural gas prices. An assured supply of fertilisers produced with local renewable energies can be an important element of food security. The article discusses the options and uncertainties related to green hydrogen production and digs deeper into the options of fertiliser production.

Accountability for Crimes against Peacekeepers

European Peace Institute / News - Wed, 22/03/2023 - 17:13

Since 1948, more than 1,000 UN personnel have been killed in malicious acts while serving in UN peacekeeping operations. Since 2013, the vast majority of fatalities have taken place in the Central African Republic (CAR), Mali, and the Democratic Republic of the Congo (DRC). To address this trend, the UN Secretariat and member states have increasingly focused on strengthening the policy framework on accountability to peacekeepers. They have also increasingly focused specifically on how to pursue justice for peacekeepers who have been victims of attacks.

This paper focuses on advancing justice for crimes against peacekeepers as one aspect of the overall effort to enhance accountability to peacekeepers. It provides an overview of the role of UN peacekeeping operations in investigating and prosecuting crimes against peacekeepers and the UN’s growing focus on advancing and prioritizing accountability for these crimes. It then examines case studies of criminal cases supported by the UN missions in CAR (MINUSCA), Mali (MINUSMA), and the DRC (MONUSCO) in their respective host states and provides an overview of cross-cutting challenges they have faced.

The paper concludes with recommendations to help the UN Secretariat, peacekeeping operations, the Security Council, and other member states accelerate the investigation and prosecution of crimes against peacekeepers in a consistent and balanced manner:

  • The UN Secretariat should maintain a comprehensive approach to accountability, develop a common definition of crimes against peacekeepers, ensure that host states adhere to human rights standards when engaging with those accused of crimes against peacekeepers, and improve internal and external coordination in this area.
  • UN missions should pursue a comprehensive approach to accountability, continue to support host-state investigations and prosecutions of those accused of crimes against peacekeepers, advocate for host-state authorities to pursue accountability, and ensure sustained documentation of and follow-up on cases.
  • The Security Council should reinforce peacekeeping mandates to build the host state’s capacity to pursue accountability and encourage legal clarity on the nature of crimes against peacekeepers.
  • UN member states should use the group of friends to offer new ideas on ways to promote accountability and use the Special Committee on Peacekeeping Operations to discuss ways to improve coordination in this area.

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SOEP-IS: Call for Submissions

Die SOEP Innovations-Stichprobe (SOEP-IS) verfolgt das Ziel, innovative Datenerhebung für die Wissenschafts-Community zu ermöglichen und eignet sich daher in besonderem Maße für die Etablierung neuer und zielgruppenspezifischer Messinstrumente in Langzeiterhebungen, für Kurz- und Langzeitexperimente und für die Erhebung von Nicht-Umfragedaten (z.B. Biomarker).

Interessierte Forscher*innen sollten aktuell besonders die Einreichungsfristen und -modalitäten für die Datenerhebung in 2024 im Blick behalten. Der Call for Submissions ist jetzt bereits offen. Wer gerne Fragen einreichen möchte, sollte sich bis zum 31. Mai 2023 mit einer informellen Interessensbekundung unter soep-is@diw.de melden. Wird das Vorhaben survey-methodisch als durchführbar erachtet, folgt das offizielle Bewerbungsverfahren. Das formelle Projektproposal muss bis zum 30. Juni 2023 eingegangen sein. Die Datenerhebung wird dann in der Regel vom März bis Juni des Folgejahres stattfinden. Weitere Informationen finden sich hier.

Wer sich für die bereits erhobenen Daten interessiert, wird jederzeit im SOEP-FDZ fündig. Um zu erfahren, welche Erhebungen bereits in SOEP-IS umgesetzt wurden, empfiehlt sich außerdem unser SOEP-IS Companion.

Wir freuen uns auf viele spannende Ideen aus der Forschungs-Community!


Warum individuelle Maßnahmen alleine nicht ausreichen

Bonn, 22. März 2023. Kollektives Handeln und konzertierte politische Anstrengungen sind nötig, um Wasserverschmutzung zu bekämpfen und den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern.

Wasser ist essentiell – für den Lebensunterhalt und die Gesundheit der Menschen, zum Erhalt von Ökosystemen, und für industrielle Prozesse. Dennoch wird es aller Voraussicht nach nicht gelingen, bis 2030 den universellen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sicherzustellen. Ähnlich düster sind die Prognosen auch für weitere wasserbezogene Entwicklungsziele, wie  eine effizientere Wassernutzung oder eine Verbesserung der Wasserqualität. Der diesjährige Weltwassertag am 22. März steht daher unter dem Motto “accelerating change” (den Wandel beschleunigen) und eine UN-Kampagne "Be the Change" (Sei der Wandel) ermutigt Menschen, ihren individuellen Umgang mit Wasser zu überdenken. In der Tat übersteigt der Süßwasserverbrauch in vielen Regionen die Neubildungsraten und die steigende Wasserverschmutzung schädigt Menschen und Ökosysteme. Dennoch birgt die Konzentration auf individuelle Maßnahmen drei wichtige Risiken.

Erstens lenkt sie ab von der dringend erforderlichen Ausweitung des Zugangs zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen für unterversorgte Gemeinden, sowie von der massiven Investitionslücke zu deren Finanzierungen. Einer von vier Menschen hat derzeit keinen Zugang zu sauberem Wasser und 44 % aller Haushaltsabwässer werden nicht ausreichend behandelt. Lücken in der Wasserversorgung haben starke geschlechtsspezifische Auswirkungen, da Frauen und Mädchen in 8 von 10 Haushalten ohne Wasseranschluss für dessen Beschaffung zuständig sind. Der diesjährige Fokus auf individuelle Einschränkungen spiegelt also vor allem die Belange wohlhabender Länder und Regionen wider – in denen der pro-Kopf Konsum tatsächlich ein Nachhaltigkeitsproblem darstellt – und nicht die von einkommensschwachen Gebieten und marginalisierten Gruppen.

Zweitens vermittelt die Betonung des individuellen Verbrauchs einen verzerrten Eindruck von den Kernursachen  zurückgehenden Wasserdargebots und -qualität. Weltweit entfallen nur 11 % aller Wasserentnahmen auf Kommunen und Haushalte, während die Landwirtschaft für 70 % und die Industrie für 17 % verantwortlich sind. Viele Länder verfügen zwar über zuverlässige Infrastrukturen zur Behandlung von Haushaltsabwässern, nicht aber gleichermaßen für Landwirtschaft und Industrie. Überschüssiges Wasser in der Landwirtschaft weist aufgrund des Einsatzes von Düngemitteln oft eine erhöhte Nitratbelastung auf, welche Algenblüten in Oberflächengewässern verursacht und Grundwasserbestände verschmutzt. Industrieabwässer können mit Schwermetallen, gefährlichen Chemikalien oder anderen Schadstoffen belastet sein, die eine intensive Behandlung erfordern. Doch nicht alle Länder verfügen über ausreichende Bestimmungen oder Strukturen, um sie umzusetzen.

Politische Anreize für den Einsatz effizienterer Bewässerungstechnologien oder für den Anbau weniger ‘durstiger’ Pflanzenkulturen stellen eine wirksames Instrument zur Senkung des Wasserverbrauchs dar. Zur Eindämmung der Wasserverschmutzung sind Vorschriften zum Gewässerschutz und ihre uneingeschränkte Durchsetzung nötig. Die angemessene Behandlung industrieller Abwässer darf nicht dem Verantwortungsgefühl einzelner CEOs überlassen bleiben, sondern sollte die Mindestanforderung an jedes Unternehmen darstellen, welches das Allgemeingut Wasser nutzen möchte. Dies kann durch Genehmigungen für Wassernutzung und Abwassereinleitung geschehen, wasjedoch eine ausreichende Datengrundlage voraussetzt. Auch die Aufforderung an Bürgerinnen und Bürger, Flussufer von Abfall zu säubern, wird das Problem der Plastikverschmutzung in Flüssen und Meeren nicht lösen, wenn nicht auch gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden um die Produktion von Einwegplastik einzuschränken und den Einsatz von Recycling sowie nachhaltiger Verpackungsalternativen zu fördern.

Drittens und letztens vernachlässigt die Ausrichtung des Weltwassertags auf individuelle Verantwortlichkeiten die politische und soziale Dimension von Wasser. Überall auf der Welt bauen, unterhalten und verwalten Menschen gemeinschaftliche Bewässerungs- und Wasserversorgungssysteme, tauschen Geschichten und Wissen über Gewässer aus und organisieren sich, um sie zu schützen. Auf diese Weise bildet Wasser Gemeinschaft, und die Art und Weise, wie sich Gemeinschaften entwickeln, wirkt sich wiederum darauf aus, wie Wasser genutzt wird. Um Wasserressourcen zu schützen, ist ein Verständnis für die soziale und materielle Natur von Wasser erforderlich. Nur dann kann die Aneignung von Wasserressourcen durch sozial und wirtschaftlich privilegierte Akteure zum Nachteil anderer problematisiert und durch kollektives Handeln angefochten werden, das per Definition über das Individuum hinausgeht.

Einzelpersonen zu einem besseren Umgang mit der Ressource Wasser aufzufordern, mag bei der Bekämpfung des übermäßigen Verbrauchs und der Verschmutzung in einigen Ländern helfen. Es verschleiert jedoch die eigentlichen Ursachen von Wasserunsicherheit und die zu ihrer Beseitigung erforderlichen systemischen Veränderungen. Anstatt den Wandel zu beschleunigen, befördert das diesjährige Motto entsprechend eher die Aufrechterhaltung des Status quo.

Warum individuelle Maßnahmen alleine nicht ausreichen

Bonn, 22. März 2023. Kollektives Handeln und konzertierte politische Anstrengungen sind nötig, um Wasserverschmutzung zu bekämpfen und den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern.

Wasser ist essentiell – für den Lebensunterhalt und die Gesundheit der Menschen, zum Erhalt von Ökosystemen, und für industrielle Prozesse. Dennoch wird es aller Voraussicht nach nicht gelingen, bis 2030 den universellen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sicherzustellen. Ähnlich düster sind die Prognosen auch für weitere wasserbezogene Entwicklungsziele, wie  eine effizientere Wassernutzung oder eine Verbesserung der Wasserqualität. Der diesjährige Weltwassertag am 22. März steht daher unter dem Motto “accelerating change” (den Wandel beschleunigen) und eine UN-Kampagne "Be the Change" (Sei der Wandel) ermutigt Menschen, ihren individuellen Umgang mit Wasser zu überdenken. In der Tat übersteigt der Süßwasserverbrauch in vielen Regionen die Neubildungsraten und die steigende Wasserverschmutzung schädigt Menschen und Ökosysteme. Dennoch birgt die Konzentration auf individuelle Maßnahmen drei wichtige Risiken.

Erstens lenkt sie ab von der dringend erforderlichen Ausweitung des Zugangs zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen für unterversorgte Gemeinden, sowie von der massiven Investitionslücke zu deren Finanzierungen. Einer von vier Menschen hat derzeit keinen Zugang zu sauberem Wasser und 44 % aller Haushaltsabwässer werden nicht ausreichend behandelt. Lücken in der Wasserversorgung haben starke geschlechtsspezifische Auswirkungen, da Frauen und Mädchen in 8 von 10 Haushalten ohne Wasseranschluss für dessen Beschaffung zuständig sind. Der diesjährige Fokus auf individuelle Einschränkungen spiegelt also vor allem die Belange wohlhabender Länder und Regionen wider – in denen der pro-Kopf Konsum tatsächlich ein Nachhaltigkeitsproblem darstellt – und nicht die von einkommensschwachen Gebieten und marginalisierten Gruppen.

Zweitens vermittelt die Betonung des individuellen Verbrauchs einen verzerrten Eindruck von den Kernursachen  zurückgehenden Wasserdargebots und -qualität. Weltweit entfallen nur 11 % aller Wasserentnahmen auf Kommunen und Haushalte, während die Landwirtschaft für 70 % und die Industrie für 17 % verantwortlich sind. Viele Länder verfügen zwar über zuverlässige Infrastrukturen zur Behandlung von Haushaltsabwässern, nicht aber gleichermaßen für Landwirtschaft und Industrie. Überschüssiges Wasser in der Landwirtschaft weist aufgrund des Einsatzes von Düngemitteln oft eine erhöhte Nitratbelastung auf, welche Algenblüten in Oberflächengewässern verursacht und Grundwasserbestände verschmutzt. Industrieabwässer können mit Schwermetallen, gefährlichen Chemikalien oder anderen Schadstoffen belastet sein, die eine intensive Behandlung erfordern. Doch nicht alle Länder verfügen über ausreichende Bestimmungen oder Strukturen, um sie umzusetzen.

Politische Anreize für den Einsatz effizienterer Bewässerungstechnologien oder für den Anbau weniger ‘durstiger’ Pflanzenkulturen stellen eine wirksames Instrument zur Senkung des Wasserverbrauchs dar. Zur Eindämmung der Wasserverschmutzung sind Vorschriften zum Gewässerschutz und ihre uneingeschränkte Durchsetzung nötig. Die angemessene Behandlung industrieller Abwässer darf nicht dem Verantwortungsgefühl einzelner CEOs überlassen bleiben, sondern sollte die Mindestanforderung an jedes Unternehmen darstellen, welches das Allgemeingut Wasser nutzen möchte. Dies kann durch Genehmigungen für Wassernutzung und Abwassereinleitung geschehen, wasjedoch eine ausreichende Datengrundlage voraussetzt. Auch die Aufforderung an Bürgerinnen und Bürger, Flussufer von Abfall zu säubern, wird das Problem der Plastikverschmutzung in Flüssen und Meeren nicht lösen, wenn nicht auch gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden um die Produktion von Einwegplastik einzuschränken und den Einsatz von Recycling sowie nachhaltiger Verpackungsalternativen zu fördern.

Drittens und letztens vernachlässigt die Ausrichtung des Weltwassertags auf individuelle Verantwortlichkeiten die politische und soziale Dimension von Wasser. Überall auf der Welt bauen, unterhalten und verwalten Menschen gemeinschaftliche Bewässerungs- und Wasserversorgungssysteme, tauschen Geschichten und Wissen über Gewässer aus und organisieren sich, um sie zu schützen. Auf diese Weise bildet Wasser Gemeinschaft, und die Art und Weise, wie sich Gemeinschaften entwickeln, wirkt sich wiederum darauf aus, wie Wasser genutzt wird. Um Wasserressourcen zu schützen, ist ein Verständnis für die soziale und materielle Natur von Wasser erforderlich. Nur dann kann die Aneignung von Wasserressourcen durch sozial und wirtschaftlich privilegierte Akteure zum Nachteil anderer problematisiert und durch kollektives Handeln angefochten werden, das per Definition über das Individuum hinausgeht.

Einzelpersonen zu einem besseren Umgang mit der Ressource Wasser aufzufordern, mag bei der Bekämpfung des übermäßigen Verbrauchs und der Verschmutzung in einigen Ländern helfen. Es verschleiert jedoch die eigentlichen Ursachen von Wasserunsicherheit und die zu ihrer Beseitigung erforderlichen systemischen Veränderungen. Anstatt den Wandel zu beschleunigen, befördert das diesjährige Motto entsprechend eher die Aufrechterhaltung des Status quo.

Warum individuelle Maßnahmen alleine nicht ausreichen

Bonn, 22. März 2023. Kollektives Handeln und konzertierte politische Anstrengungen sind nötig, um Wasserverschmutzung zu bekämpfen und den Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen zu verbessern.

Wasser ist essentiell – für den Lebensunterhalt und die Gesundheit der Menschen, zum Erhalt von Ökosystemen, und für industrielle Prozesse. Dennoch wird es aller Voraussicht nach nicht gelingen, bis 2030 den universellen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen sicherzustellen. Ähnlich düster sind die Prognosen auch für weitere wasserbezogene Entwicklungsziele, wie  eine effizientere Wassernutzung oder eine Verbesserung der Wasserqualität. Der diesjährige Weltwassertag am 22. März steht daher unter dem Motto “accelerating change” (den Wandel beschleunigen) und eine UN-Kampagne "Be the Change" (Sei der Wandel) ermutigt Menschen, ihren individuellen Umgang mit Wasser zu überdenken. In der Tat übersteigt der Süßwasserverbrauch in vielen Regionen die Neubildungsraten und die steigende Wasserverschmutzung schädigt Menschen und Ökosysteme. Dennoch birgt die Konzentration auf individuelle Maßnahmen drei wichtige Risiken.

Erstens lenkt sie ab von der dringend erforderlichen Ausweitung des Zugangs zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen für unterversorgte Gemeinden, sowie von der massiven Investitionslücke zu deren Finanzierungen. Einer von vier Menschen hat derzeit keinen Zugang zu sauberem Wasser und 44 % aller Haushaltsabwässer werden nicht ausreichend behandelt. Lücken in der Wasserversorgung haben starke geschlechtsspezifische Auswirkungen, da Frauen und Mädchen in 8 von 10 Haushalten ohne Wasseranschluss für dessen Beschaffung zuständig sind. Der diesjährige Fokus auf individuelle Einschränkungen spiegelt also vor allem die Belange wohlhabender Länder und Regionen wider – in denen der pro-Kopf Konsum tatsächlich ein Nachhaltigkeitsproblem darstellt – und nicht die von einkommensschwachen Gebieten und marginalisierten Gruppen.

Zweitens vermittelt die Betonung des individuellen Verbrauchs einen verzerrten Eindruck von den Kernursachen  zurückgehenden Wasserdargebots und -qualität. Weltweit entfallen nur 11 % aller Wasserentnahmen auf Kommunen und Haushalte, während die Landwirtschaft für 70 % und die Industrie für 17 % verantwortlich sind. Viele Länder verfügen zwar über zuverlässige Infrastrukturen zur Behandlung von Haushaltsabwässern, nicht aber gleichermaßen für Landwirtschaft und Industrie. Überschüssiges Wasser in der Landwirtschaft weist aufgrund des Einsatzes von Düngemitteln oft eine erhöhte Nitratbelastung auf, welche Algenblüten in Oberflächengewässern verursacht und Grundwasserbestände verschmutzt. Industrieabwässer können mit Schwermetallen, gefährlichen Chemikalien oder anderen Schadstoffen belastet sein, die eine intensive Behandlung erfordern. Doch nicht alle Länder verfügen über ausreichende Bestimmungen oder Strukturen, um sie umzusetzen.

Politische Anreize für den Einsatz effizienterer Bewässerungstechnologien oder für den Anbau weniger ‘durstiger’ Pflanzenkulturen stellen eine wirksames Instrument zur Senkung des Wasserverbrauchs dar. Zur Eindämmung der Wasserverschmutzung sind Vorschriften zum Gewässerschutz und ihre uneingeschränkte Durchsetzung nötig. Die angemessene Behandlung industrieller Abwässer darf nicht dem Verantwortungsgefühl einzelner CEOs überlassen bleiben, sondern sollte die Mindestanforderung an jedes Unternehmen darstellen, welches das Allgemeingut Wasser nutzen möchte. Dies kann durch Genehmigungen für Wassernutzung und Abwassereinleitung geschehen, wasjedoch eine ausreichende Datengrundlage voraussetzt. Auch die Aufforderung an Bürgerinnen und Bürger, Flussufer von Abfall zu säubern, wird das Problem der Plastikverschmutzung in Flüssen und Meeren nicht lösen, wenn nicht auch gesetzliche Maßnahmen ergriffen werden um die Produktion von Einwegplastik einzuschränken und den Einsatz von Recycling sowie nachhaltiger Verpackungsalternativen zu fördern.

Drittens und letztens vernachlässigt die Ausrichtung des Weltwassertags auf individuelle Verantwortlichkeiten die politische und soziale Dimension von Wasser. Überall auf der Welt bauen, unterhalten und verwalten Menschen gemeinschaftliche Bewässerungs- und Wasserversorgungssysteme, tauschen Geschichten und Wissen über Gewässer aus und organisieren sich, um sie zu schützen. Auf diese Weise bildet Wasser Gemeinschaft, und die Art und Weise, wie sich Gemeinschaften entwickeln, wirkt sich wiederum darauf aus, wie Wasser genutzt wird. Um Wasserressourcen zu schützen, ist ein Verständnis für die soziale und materielle Natur von Wasser erforderlich. Nur dann kann die Aneignung von Wasserressourcen durch sozial und wirtschaftlich privilegierte Akteure zum Nachteil anderer problematisiert und durch kollektives Handeln angefochten werden, das per Definition über das Individuum hinausgeht.

Einzelpersonen zu einem besseren Umgang mit der Ressource Wasser aufzufordern, mag bei der Bekämpfung des übermäßigen Verbrauchs und der Verschmutzung in einigen Ländern helfen. Es verschleiert jedoch die eigentlichen Ursachen von Wasserunsicherheit und die zu ihrer Beseitigung erforderlichen systemischen Veränderungen. Anstatt den Wandel zu beschleunigen, befördert das diesjährige Motto entsprechend eher die Aufrechterhaltung des Status quo.

Neues Datenangebot: SOEP-CMI-ADIAB - Verknüpfung administrativer Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung mit dem SOEP

Das Datenprodukt SOEP-CMI-ADIAB (Version 7520 v1) wird gemeinsam vom SOEP und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) angeboten. Hierfür werden die in Interviews erhobenen Informationen von Befragten des SOEP und deren Personendaten aus den administrativen Daten des IAB miteinander verknüpft, sofern die Befragten ihre Zustimmung erteilt haben und in den Daten des IAB identifiziert werden konnten. Die Befragungsdaten in SOEP-CMI-ADIAB umfassen die Daten der SOEP-Core- und IAB-SOEP Migrationsstichprobe, der IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten bis einschließlich Welle 37 (SOEPv37.eu einschließlich Erhebungsjahr 2020) sowie das SOEP-Innovationssample (einschließlich der Erhebung 2020). Mithilfe von SOEP-CMI-ADIAB können beispielsweise Forschungsfragen untersucht werden, für die die vielseitigen soziodemographischen Informationen des SOEP sowie sehr genaue Einkommensdaten im Lebensverlauf erforderlich sind.

Datenzugang

Die Nutzung der SOEP-CMI-ADIAB Daten setzt den Abschluss eines Datennutzervertrags sowohl mit dem SOEP als auch mit dem IAB voraus. Zunächst ist ein Gastaufenthalt am FDZ des IAB notwendig, anschließend können die Daten per Datenfernverarbeitung genutzt werden. Weitere Informationen zur Beantragung eines Gastaufenthalts finden Sie hier. Derzeit ist die Laufzeit des gemeinsamen Datenangebots SOEP-CMI-ADIAB beschränkt, sodass für die Datennutzung nur Vertragslaufzeiten bis maximal 31.12.2026 möglich sind.

Testdaten

Um fehlerfreie Programme für die Datenfernverarbeitung und zur Vorbereitung von Gastaufenthalten schreiben zu können, stehen den Nutzer*innen Stata Testdaten für den IAB Teil zur Verfügung. Mit den Testdaten sind jedoch keine inhaltlichen Auswertungen möglich. Für die Befragungsdaten gibt es KEINE expliziten Testdaten.

Datensatzbeschreibungen

Detaillierte Informationen zu SOEP-CMI-ADIAB enthält der FDZ-Datenreport 03/2023, der sowohl in Deutsch als auch in Englisch abrufbar ist:

  • Antoni, Manfred; Beckmannshagen, Mattis; Grabka, Markus M.; Keita, Sekou; Trübswetter, Parvati (2023): Befragungsdaten der SOEP-Core-, IAB-SOEP Migrationsstichprobe, IAB-BAMF-SOEP Befragung von Geflüchteten und SOEP-Innovationssample verknüpft mit administrativen Daten des IAB (SOEP-CMI-ADIAB) 1975-2020. FDZ-Datenreport, 03/2023(de), Nürnberg. DOI: 10.5164/IAB.FDZD.2303.de.v1
  • Antoni, Manfred; Beckmannshagen, Mattis; Grabka, Markus M.; Keita, Sekou; Trübswetter, Parvati (2023): Survey data of SOEP Core, IAB-SOEP Migration Sample, IAB-BAMF-SOEP Survey of Refugees and SOEP Innovation Sample linked to administrative data of the IAB (SOEP-CMI-ADIAB) 1975-2020. FDZ-Datenreport, 03/2023(en), Nuremberg. DOI: 10.5164/IAB.FDZD.2303.en.v1

Für weitergehende Informationen auf Deutsch: 

Für weitergehende Informationen auf Englisch:




Marcel Fratzscher: „Entscheidung der Fed ist riskant und könnte ihrer Glaubwürdigkeit schaden“

Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Dazu ein Statement von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin):

Die US-Notenbank Federal Reserve versucht mit ihrer heutigen Entscheidung einen schwierigen Spagat. Sie will einerseits Stärke im Durchsetzen ihres Mandats der Preisstabilität und Vollbeschäftigung beweisen und andererseits ihren Willen demonstrieren, Finanzstabilität zu gewährleisten. Die Fed legte in den vergangenen Wochen ein neues Liquiditätsprogramm auf, um Banken erhebliche kurzfristige Liquidität gegen bemerkenswert geringe Sicherheiten zu geben. Nun hat sie sich für einen langsameren Kurs der Zinserhöhungen entschieden, nachdem die globalen Kapitalmärkte den Kollaps von Credit Suisse bisher scheinbar ohne größere Probleme bewältigen konnten.

Die Entscheidung der US-Notenbank ist riskant. Mit dem Kompromiss versucht die US-Notenbank ihre Ziele von Preisstabilität und Finanzstabilität nicht noch stärker zu unterminieren. Gleichzeitig schafft die Entscheidung jedoch Unsicherheit und könnte die Glaubwürdigkeit der Notenbank beschädigen. Sie setzt auf das Prinzip Hoffnung und darauf, dass die Zinserhöhungen keine weiteren Banken in Schieflage bringen. Der wichtigste Grund für die Entscheidung ist aber wohl die Sorge, dass man mit einem Kurswechsel mehr Sorgen über die Gesundheit von Banken und des Finanzsystems preisgeben würde, als zu diesem Zeitpunkt lieb ist. Das globale Finanzsystem ist heute deutlich resilienter als vor der globalen Finanzkrise vor 15 Jahren. Viele Banken haben mehr Eigenkapital und die systemischen Risiken sind deutlich geringer. Trotzdem sind viele Finanzinstitutionen, auch in Deutschland und der Eurozone, auf diesen harten Kurs der Zinserhöhungen nicht vorbereitet gewesen und müssen nun empfindliche Verluste realisieren. Diese Verluste werden sie auch dank großzügiger Liquiditätshilfen der Notenbanken noch einige Zeit unter den Teppich kehren können, es macht aber den Anpassungsprozess in den kommenden Jahren damit umso schwieriger.

Der wichtigste Grund für das Festhalten am Kurs der Zinserhöhungen ist wohl die Sorge um selbsterfüllende Erwartungen und eine Vertrauenskrise in den Kapitalmärkten. Man will unbedingt vermeiden, dass Sparerinnen und Sparer und Investoren aus Unsicherheit ihre Gelder abziehen und damit eine Bankenkrise mit auslösen, die die Wirtschaft in ohnehin schon schwierigen Zeiten in eine Rezession treibt - mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit.

IPI MENA and Key Players Call for Greater Synergy Between Private, Medical and Humanitarian Sectors

European Peace Institute / News - Tue, 21/03/2023 - 20:15

Event Video 

Diplomatic corps, private sector, medical representatives and key players called on local, regional and global communities to bridge divides between the medical, private and humanitarian sectors in order to build resilient societies that can sustainably address the challenges of the twenty-first century.

IPI MENA hosted its first Global Humanitarian Leaders Series on March 21 under the theme “Pioneering Humanitarian Medical Assistance” which featured key-speaker Dr. Sanduk Ruit, Ophthalmologist from Nepal and Recipient of the 5th Edition of the Isa Award for Service to Humanity, for his ground-breaking research on cataracts and humanitarian contributions in saving the sight of 120,000 low-income people free of charge.

Opening the conference, IPI MENA Senior Director Nejib Friji pointed to IPI’s milestone ICM report, specifically the section focusing on the health sector, pandemics and public health. “Among various recommendations, one stands out to me during this webinar,” he noted. “Partnerships with the private sector should be strengthened – there is great potential for public-private partnerships in health, and these could include partnerships in research and development.”

He called on ophthalmologists and private sector leaders who have rich experience in conducting humanitarian medical work in remote areas, in Tunisia, North Africa and beyond in Africa, to assist people in need and preserve sight. “I hope they join the efforts with Dr. Ruit to further expand their noble initiatives in Africa and other continents,” he stated, while thanking the Kingdom of Bahrain for granting the Isa Award to highlight Dr. Ruit’s humanitarian work.

Underscoring the importance of focusing on eyesight as an area for humanitarian work, Dr. Ruit noted the socio-economic burdens of blindness in that it shortens life expectancy, income, and employment, all of which are critical in low-income developing countries.

“About 36 million people are blind, and if you add the number of operable cataract cases it is about 100 million people. Unfortunately, close to 90% of those cases live in low- and middle-income countries,” he stressed.

He underlined that cataracts are still the most common cause of blindness, and while 100 million patients require cataract surgery, only 30 million surgeries are done per year. This deficit of 70 million patients who need cataract surgery live in low-income areas.

“To provide modern cataract surgery at the community level it is really important that our work be sustainable,” he stated, and stressed the need for powerful research and innovation in this field. This enables them to tap into new technology at reduced costs, and as a result allows them to reach poorer communities to perform the surgeries.

He shared a case study of a low-income woman who suffered from blindness due to cataracts and as a result was abandoned by her husband despite having a nine-month-old baby. The child was malnourished as the woman couldn’t properly look after him due to her medical situation. Dr. Ruit noted that her case could represent any woman from a low-income area in Asia, the Pacific, Africa, or even South America. Six years after performing surgery on her for free, Dr. Ruit found that she was running the household and farm of her family, her son was going to school, and she was able to negotiate some of the most difficult terrains in Nepal to provide for her family.

“You can see why good vision is very central for this part of the world,” Dr. Ruit stressed. “She is back into the affairs that are related to society, she is now an economically viable family member.”

He emphasized the importance of sharing the knowledge and know-how to the medical and health sectors globally to sustainably help and improve local low-income communities. “We are training close to 800 eye doctors now from almost 40 countries around the world and the technique specifically addresses the local socio-economic conditions,” he stated, while noting the critical importance of the medical and private sector linking up with local partners in each respective country and gaining the support from the local health ministries.

During the open-floor debate session, Bangladesh Ambassador to Bahrain Dr. Nazrul Islam underscored Bangladesh’s willingness to collaborate and cooperate with Dr. Ruit to ensure his humanitarian work can access Bangladesh’s health sector, to which Dr. Ruit noted the request he received for a partnership with the Bangladesh Ophthalmological Society, as well as the work they do with local doctors.

Professor Khalil Rayes, Secretary General of the Tunisian Ophthalmological Society, invited Dr. Ruit to an upcoming annual congress session on blindness in Tunisia and responded to Dr. Ruit’s call for collaboration with a suggestion for cooperation in this field. He noted the various campaigns on the prevention of cataracts in Tunisia and sub-Saharan countries as well as the importance of engaging with governmental and NGO associations. He also underscored the need for research and innovative thinking in developing surgical techniques that are not expensive to meet the needs of the people.

Nepal Ambassador to Bahrain Mr. Tirtha Raj Wagle highlighted Nepal’s pride in Dr. Ruit’s humanitarian efforts and the strengthening of already positive relations between Nepal and Bahrain through the Isa Award, established by His Majesty King Hamad bin Isa Al Khalifa of Bahrain. While thanking IPI MENA for hosting Dr. Ruit, he reminded the audience of the importance of fostering South-South cooperation in vulnerable and low-income countries.

 

Die UN-Wasserkonferenz – Wasser endlich als globales Gemeingut behandeln!

Bonn, 20. März 2023. Die UN-Wasserkonferenz im März 2023 sollte den Grundstein für eine bessere Governance der Wasserressourcen als globales Gemeingut legen, idealerweise durch eine von den Vereinten Nationen beauftragte Multiakteursplattform für Wasser.

Vom 22. bis 24. März 2023 findet die erste globale Wasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) seit 1977 statt. Die Umsetzung der wasserbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist derzeit dramatisch verzögert; beim derzeitigen Tempo wird weniger als die Hälfte der Länder die Zielvorgaben für die Trinkwasserversorgung erreichen, und nur wenige mehr haben bisher ein integriertes Wasserressourcen-Management umgesetzt, um die Konkurrenz unterschiedlicher Wassernutzer zu vermitteln. Die Konferenz soll die Fortschritte der UN-Wasseraktionsdekade (2018–2028) bewerten und weitere Maßnahmen anstoßen, die das Ziel der Dekade - eine nachhaltige Entwicklung und ein integriertes Management von Wasserressourcen als Dreh- und Angelpunkt der  SDGs - umsetzen. Darüber hinaus waren Akteure aus dem Wassersektor eingeladen, innovative Ideen – sogenannte „Game Changer“ – für eine beschleunigte Umsetzung einer Wasser-Aktionsagenda anzukündigen.

Schwächen der globalen Wasser-Governance

Die Konferenz findet zu einer Zeit statt, in der die globale Wasser-Governance stark zersplittert und nicht ausreichend kohärent und koordiniert ist. Es gibt verschiedene Foren und Initiativen, die zwar unterschiedliche Befürworter haben, denen es aber an staatlicher Legitimität fehlt. Wasserprobleme wie Dürren oder die Verschmutzung von Flüssen und Trinkwasser treten auf zwar lokaler Ebene und grenzüberschreitend auf, aber sie erfordern aus zwei Gründen globale Lösungen. Erstens wirken sich globale Faktoren wie der Klimawandel, der demografische Wandel oder der Handel mit wasserintensiven Gütern auf lokale Wasserressourcen aus, können aber nicht allein auf lokaler Ebene angegangen werden. Zweitens kann die Summe einzelner lokaler und regionaler Wasserprobleme die Stabilität und Resilienz des gesamten Planeten gefährden. Weil Süßwasser das gesamte Erdsystem stabilisiert, ist es ein globales Gemeingut. Es gibt jedoch kein globales Regime wie etwa die UN-Konventionen zum Schutz des Klimas oder der biologischen Vielfalt, um den Umgang mit Wasser als globalem Gemeingut zu regeln: Es gibt kein von den UN beauftragtes politisches Forum zum Thema Wasser. Bestehende Multi-Stakeholder-Plattformen wie die Weltwasserforen haben kein zwischenstaatliches Mandat. UN-Water koordiniert als ressortübergreifender Mechanismus 35 UN-Organisationen im Bereich Wasser, berichtet aber nicht an die Mitgliedsstaaten. Die jährlichen Weltwasser-Entwicklungsberichte der UNESCO werden von den Mitgliedsstaaten nicht validiert, und das verfügbare Wissen über Wasser wird in politischen Entscheidungen nicht ausreichend umgesetzt. Darüber hinaus wird die Rolle des Privatsektors in der Wasser-Governance kontrovers diskutiert, und die Zivilgesellschaft ist bei Entscheidungen im Bereich Wasser nur unzureichend vertreten. All dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Wasser als globales Gemeingut zu behandeln.

Reform der globalen Wasser-Governance

Auch das Hintergrundpapier der UN-Wasserkonferenz 2023 zum interaktiven Dialog über die Wasserdekade schlägt eine Reform der globalen Wasser-Governance vor. Dazu gehören die Ernennung eines Sonderbeauftragten für Wasser bei den UN, regelmäßige zwischenstaatliche Treffen zum Thema Wasser innerhalb der UN, die Stärkung der Rolle von UN-Water und mehr Kohärenz im Umgang mit der Ressource innerhalb des UN-Systems. In dem Papier wird auch eine bessere Koordinierung mit der Agenda 2030, dem Pariser Abkommen, dem Sendai-Rahmenwerk zur Katastrophenvorsorge und der New Urban Agenda vorgeschlagen, z. B. durch die Einführung von Konferenz-Segmenten zum Thema Süßwasser. Solche Reformen wären wegweisend, doch ist derzeit unklar, ob die Vorschläge aufgegriffen werden. Bisher haben mehrere Länder Reformen der globalen Wasser-Governance blockiert, weil sie ihre Souveränität in Gefahr sahen. Wir fordern daher die Ko-Vorsitzenden der Konferenz auf, diese Reformvorschläge in ihren Konferenzbericht aufzunehmen, damit sie auf dem Hochrangigen Politischen Forum für nachhaltige Entwicklung der UN im Juli weiterverfolgt und den Grundstein für eine gut koordinierte Umsetzung legen können.

Darüber hinaus wäre es wichtig, Politik und Wissenschaft besser zu vernetzen, wie es die Initiative Intergovernmental Science-Policy Platform for Water and Sustainability vorschlägt. Eine weitere vielversprechende Initiative ist „Global Scaffolding for Water Policy Making“ (dt. : Globales Gerüst für die Gestaltung der Wasserpolitik), die sich mit den politischen Grundsätzen für die Lösung der gravierendsten Wasserprobleme befasst.

Neben diesen Vorschlägen könnte eine von den Vereinten Nationen geleitete Multiakteursplattform einen noch umfassenderen Ansatz verfolgen: sie könnte die Diskussionen über unterschiedliche Lösungen von Wasserproblemen transparenter machen, diese direkt einem Praxistest durch die Zivilgesellschaft und den Privatsektor unterziehen, und damit die Unterstützung möglichst vieler Akteure für Lösungen gewinnen. Der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) oder der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft für eine Umgestaltung des Ernährungssystems können hier als Vorbild dienen. Die Multiakteursplattform könnte einen Rahmen für die bereits erwähnten Initiativen bieten und UN-Water stärken, damit alle UN-Initiativen gemeinsam und kohärent umgesetzt werden.

Die internationale Gemeinschaft hat nun nach 46 Jahren eine einmalige Gelegenheit, diese Initiativen für eine globale Wasser-Governance koordiniert voranzutreiben und den überfälligen Kipppunkt einzuleiten.

Dr. Ines Dombrowsky ist Ökonomin und Programmleitung des Forschungsprogramms "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit".

Dr. Annabelle Houdret ist Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit". Sie ist Speaker des Bonn Water Network.

Dr. Olcay Ünver ist Professor und Senior Global Futures Scientist an der Arizona State University, Mitglied der Water Policy Group, Senior Water Advisor bei der FAO und der UNESCO sowie Industry Fellow am Australian Rivers Institute. Er ist seit 30 Jahren bei öffentlichen Institutionen tätig, hatte bei der FAO, dem World Water Assessment Programme (WWAP) von UN-Water und dem Programm Office on Global Water Assessment der UNESCO Führungspositionen inne und war stellvertretender Vorsitzender von UN-Water.

Die UN-Wasserkonferenz – Wasser endlich als globales Gemeingut behandeln!

Bonn, 20. März 2023. Die UN-Wasserkonferenz im März 2023 sollte den Grundstein für eine bessere Governance der Wasserressourcen als globales Gemeingut legen, idealerweise durch eine von den Vereinten Nationen beauftragte Multiakteursplattform für Wasser.

Vom 22. bis 24. März 2023 findet die erste globale Wasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) seit 1977 statt. Die Umsetzung der wasserbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist derzeit dramatisch verzögert; beim derzeitigen Tempo wird weniger als die Hälfte der Länder die Zielvorgaben für die Trinkwasserversorgung erreichen, und nur wenige mehr haben bisher ein integriertes Wasserressourcen-Management umgesetzt, um die Konkurrenz unterschiedlicher Wassernutzer zu vermitteln. Die Konferenz soll die Fortschritte der UN-Wasseraktionsdekade (2018–2028) bewerten und weitere Maßnahmen anstoßen, die das Ziel der Dekade - eine nachhaltige Entwicklung und ein integriertes Management von Wasserressourcen als Dreh- und Angelpunkt der  SDGs - umsetzen. Darüber hinaus waren Akteure aus dem Wassersektor eingeladen, innovative Ideen – sogenannte „Game Changer“ – für eine beschleunigte Umsetzung einer Wasser-Aktionsagenda anzukündigen.

Schwächen der globalen Wasser-Governance

Die Konferenz findet zu einer Zeit statt, in der die globale Wasser-Governance stark zersplittert und nicht ausreichend kohärent und koordiniert ist. Es gibt verschiedene Foren und Initiativen, die zwar unterschiedliche Befürworter haben, denen es aber an staatlicher Legitimität fehlt. Wasserprobleme wie Dürren oder die Verschmutzung von Flüssen und Trinkwasser treten auf zwar lokaler Ebene und grenzüberschreitend auf, aber sie erfordern aus zwei Gründen globale Lösungen. Erstens wirken sich globale Faktoren wie der Klimawandel, der demografische Wandel oder der Handel mit wasserintensiven Gütern auf lokale Wasserressourcen aus, können aber nicht allein auf lokaler Ebene angegangen werden. Zweitens kann die Summe einzelner lokaler und regionaler Wasserprobleme die Stabilität und Resilienz des gesamten Planeten gefährden. Weil Süßwasser das gesamte Erdsystem stabilisiert, ist es ein globales Gemeingut. Es gibt jedoch kein globales Regime wie etwa die UN-Konventionen zum Schutz des Klimas oder der biologischen Vielfalt, um den Umgang mit Wasser als globalem Gemeingut zu regeln: Es gibt kein von den UN beauftragtes politisches Forum zum Thema Wasser. Bestehende Multi-Stakeholder-Plattformen wie die Weltwasserforen haben kein zwischenstaatliches Mandat. UN-Water koordiniert als ressortübergreifender Mechanismus 35 UN-Organisationen im Bereich Wasser, berichtet aber nicht an die Mitgliedsstaaten. Die jährlichen Weltwasser-Entwicklungsberichte der UNESCO werden von den Mitgliedsstaaten nicht validiert, und das verfügbare Wissen über Wasser wird in politischen Entscheidungen nicht ausreichend umgesetzt. Darüber hinaus wird die Rolle des Privatsektors in der Wasser-Governance kontrovers diskutiert, und die Zivilgesellschaft ist bei Entscheidungen im Bereich Wasser nur unzureichend vertreten. All dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Wasser als globales Gemeingut zu behandeln.

Reform der globalen Wasser-Governance

Auch das Hintergrundpapier der UN-Wasserkonferenz 2023 zum interaktiven Dialog über die Wasserdekade schlägt eine Reform der globalen Wasser-Governance vor. Dazu gehören die Ernennung eines Sonderbeauftragten für Wasser bei den UN, regelmäßige zwischenstaatliche Treffen zum Thema Wasser innerhalb der UN, die Stärkung der Rolle von UN-Water und mehr Kohärenz im Umgang mit der Ressource innerhalb des UN-Systems. In dem Papier wird auch eine bessere Koordinierung mit der Agenda 2030, dem Pariser Abkommen, dem Sendai-Rahmenwerk zur Katastrophenvorsorge und der New Urban Agenda vorgeschlagen, z. B. durch die Einführung von Konferenz-Segmenten zum Thema Süßwasser. Solche Reformen wären wegweisend, doch ist derzeit unklar, ob die Vorschläge aufgegriffen werden. Bisher haben mehrere Länder Reformen der globalen Wasser-Governance blockiert, weil sie ihre Souveränität in Gefahr sahen. Wir fordern daher die Ko-Vorsitzenden der Konferenz auf, diese Reformvorschläge in ihren Konferenzbericht aufzunehmen, damit sie auf dem Hochrangigen Politischen Forum für nachhaltige Entwicklung der UN im Juli weiterverfolgt und den Grundstein für eine gut koordinierte Umsetzung legen können.

Darüber hinaus wäre es wichtig, Politik und Wissenschaft besser zu vernetzen, wie es die Initiative Intergovernmental Science-Policy Platform for Water and Sustainability vorschlägt. Eine weitere vielversprechende Initiative ist „Global Scaffolding for Water Policy Making“ (dt. : Globales Gerüst für die Gestaltung der Wasserpolitik), die sich mit den politischen Grundsätzen für die Lösung der gravierendsten Wasserprobleme befasst.

Neben diesen Vorschlägen könnte eine von den Vereinten Nationen geleitete Multiakteursplattform einen noch umfassenderen Ansatz verfolgen: sie könnte die Diskussionen über unterschiedliche Lösungen von Wasserproblemen transparenter machen, diese direkt einem Praxistest durch die Zivilgesellschaft und den Privatsektor unterziehen, und damit die Unterstützung möglichst vieler Akteure für Lösungen gewinnen. Der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) oder der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft für eine Umgestaltung des Ernährungssystems können hier als Vorbild dienen. Die Multiakteursplattform könnte einen Rahmen für die bereits erwähnten Initiativen bieten und UN-Water stärken, damit alle UN-Initiativen gemeinsam und kohärent umgesetzt werden.

Die internationale Gemeinschaft hat nun nach 46 Jahren eine einmalige Gelegenheit, diese Initiativen für eine globale Wasser-Governance koordiniert voranzutreiben und den überfälligen Kipppunkt einzuleiten.

Dr. Ines Dombrowsky ist Ökonomin und Programmleitung des Forschungsprogramms "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit".

Dr. Annabelle Houdret ist Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit". Sie ist Speaker des Bonn Water Network.

Dr. Olcay Ünver ist Professor und Senior Global Futures Scientist an der Arizona State University, Mitglied der Water Policy Group, Senior Water Advisor bei der FAO und der UNESCO sowie Industry Fellow am Australian Rivers Institute. Er ist seit 30 Jahren bei öffentlichen Institutionen tätig, hatte bei der FAO, dem World Water Assessment Programme (WWAP) von UN-Water und dem Programm Office on Global Water Assessment der UNESCO Führungspositionen inne und war stellvertretender Vorsitzender von UN-Water.

Die UN-Wasserkonferenz – Wasser endlich als globales Gemeingut behandeln!

Bonn, 20. März 2023. Die UN-Wasserkonferenz im März 2023 sollte den Grundstein für eine bessere Governance der Wasserressourcen als globales Gemeingut legen, idealerweise durch eine von den Vereinten Nationen beauftragte Multiakteursplattform für Wasser.

Vom 22. bis 24. März 2023 findet die erste globale Wasserkonferenz der Vereinten Nationen (UN) seit 1977 statt. Die Umsetzung der wasserbezogenen Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) ist derzeit dramatisch verzögert; beim derzeitigen Tempo wird weniger als die Hälfte der Länder die Zielvorgaben für die Trinkwasserversorgung erreichen, und nur wenige mehr haben bisher ein integriertes Wasserressourcen-Management umgesetzt, um die Konkurrenz unterschiedlicher Wassernutzer zu vermitteln. Die Konferenz soll die Fortschritte der UN-Wasseraktionsdekade (2018–2028) bewerten und weitere Maßnahmen anstoßen, die das Ziel der Dekade - eine nachhaltige Entwicklung und ein integriertes Management von Wasserressourcen als Dreh- und Angelpunkt der  SDGs - umsetzen. Darüber hinaus waren Akteure aus dem Wassersektor eingeladen, innovative Ideen – sogenannte „Game Changer“ – für eine beschleunigte Umsetzung einer Wasser-Aktionsagenda anzukündigen.

Schwächen der globalen Wasser-Governance

Die Konferenz findet zu einer Zeit statt, in der die globale Wasser-Governance stark zersplittert und nicht ausreichend kohärent und koordiniert ist. Es gibt verschiedene Foren und Initiativen, die zwar unterschiedliche Befürworter haben, denen es aber an staatlicher Legitimität fehlt. Wasserprobleme wie Dürren oder die Verschmutzung von Flüssen und Trinkwasser treten auf zwar lokaler Ebene und grenzüberschreitend auf, aber sie erfordern aus zwei Gründen globale Lösungen. Erstens wirken sich globale Faktoren wie der Klimawandel, der demografische Wandel oder der Handel mit wasserintensiven Gütern auf lokale Wasserressourcen aus, können aber nicht allein auf lokaler Ebene angegangen werden. Zweitens kann die Summe einzelner lokaler und regionaler Wasserprobleme die Stabilität und Resilienz des gesamten Planeten gefährden. Weil Süßwasser das gesamte Erdsystem stabilisiert, ist es ein globales Gemeingut. Es gibt jedoch kein globales Regime wie etwa die UN-Konventionen zum Schutz des Klimas oder der biologischen Vielfalt, um den Umgang mit Wasser als globalem Gemeingut zu regeln: Es gibt kein von den UN beauftragtes politisches Forum zum Thema Wasser. Bestehende Multi-Stakeholder-Plattformen wie die Weltwasserforen haben kein zwischenstaatliches Mandat. UN-Water koordiniert als ressortübergreifender Mechanismus 35 UN-Organisationen im Bereich Wasser, berichtet aber nicht an die Mitgliedsstaaten. Die jährlichen Weltwasser-Entwicklungsberichte der UNESCO werden von den Mitgliedsstaaten nicht validiert, und das verfügbare Wissen über Wasser wird in politischen Entscheidungen nicht ausreichend umgesetzt. Darüber hinaus wird die Rolle des Privatsektors in der Wasser-Governance kontrovers diskutiert, und die Zivilgesellschaft ist bei Entscheidungen im Bereich Wasser nur unzureichend vertreten. All dies unterstreicht, wie wichtig es ist, Wasser als globales Gemeingut zu behandeln.

Reform der globalen Wasser-Governance

Auch das Hintergrundpapier der UN-Wasserkonferenz 2023 zum interaktiven Dialog über die Wasserdekade schlägt eine Reform der globalen Wasser-Governance vor. Dazu gehören die Ernennung eines Sonderbeauftragten für Wasser bei den UN, regelmäßige zwischenstaatliche Treffen zum Thema Wasser innerhalb der UN, die Stärkung der Rolle von UN-Water und mehr Kohärenz im Umgang mit der Ressource innerhalb des UN-Systems. In dem Papier wird auch eine bessere Koordinierung mit der Agenda 2030, dem Pariser Abkommen, dem Sendai-Rahmenwerk zur Katastrophenvorsorge und der New Urban Agenda vorgeschlagen, z. B. durch die Einführung von Konferenz-Segmenten zum Thema Süßwasser. Solche Reformen wären wegweisend, doch ist derzeit unklar, ob die Vorschläge aufgegriffen werden. Bisher haben mehrere Länder Reformen der globalen Wasser-Governance blockiert, weil sie ihre Souveränität in Gefahr sahen. Wir fordern daher die Ko-Vorsitzenden der Konferenz auf, diese Reformvorschläge in ihren Konferenzbericht aufzunehmen, damit sie auf dem Hochrangigen Politischen Forum für nachhaltige Entwicklung der UN im Juli weiterverfolgt und den Grundstein für eine gut koordinierte Umsetzung legen können.

Darüber hinaus wäre es wichtig, Politik und Wissenschaft besser zu vernetzen, wie es die Initiative Intergovernmental Science-Policy Platform for Water and Sustainability vorschlägt. Eine weitere vielversprechende Initiative ist „Global Scaffolding for Water Policy Making“ (dt. : Globales Gerüst für die Gestaltung der Wasserpolitik), die sich mit den politischen Grundsätzen für die Lösung der gravierendsten Wasserprobleme befasst.

Neben diesen Vorschlägen könnte eine von den Vereinten Nationen geleitete Multiakteursplattform einen noch umfassenderen Ansatz verfolgen: sie könnte die Diskussionen über unterschiedliche Lösungen von Wasserproblemen transparenter machen, diese direkt einem Praxistest durch die Zivilgesellschaft und den Privatsektor unterziehen, und damit die Unterstützung möglichst vieler Akteure für Lösungen gewinnen. Der Ausschuss für Welternährungssicherheit (CFS) oder der Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft für eine Umgestaltung des Ernährungssystems können hier als Vorbild dienen. Die Multiakteursplattform könnte einen Rahmen für die bereits erwähnten Initiativen bieten und UN-Water stärken, damit alle UN-Initiativen gemeinsam und kohärent umgesetzt werden.

Die internationale Gemeinschaft hat nun nach 46 Jahren eine einmalige Gelegenheit, diese Initiativen für eine globale Wasser-Governance koordiniert voranzutreiben und den überfälligen Kipppunkt einzuleiten.

Dr. Ines Dombrowsky ist Ökonomin und Programmleitung des Forschungsprogramms "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit".

Dr. Annabelle Houdret ist Politikwissenschaftlerin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprogramm "Umwelt-Governance und Transformation zur Nachhaltigkeit". Sie ist Speaker des Bonn Water Network.

Dr. Olcay Ünver ist Professor und Senior Global Futures Scientist an der Arizona State University, Mitglied der Water Policy Group, Senior Water Advisor bei der FAO und der UNESCO sowie Industry Fellow am Australian Rivers Institute. Er ist seit 30 Jahren bei öffentlichen Institutionen tätig, hatte bei der FAO, dem World Water Assessment Programme (WWAP) von UN-Water und dem Programm Office on Global Water Assessment der UNESCO Führungspositionen inne und war stellvertretender Vorsitzender von UN-Water.

Zivilgesellschaftliche Beteiligung an städtischer Governance in Afrika. Wie die Stärkung der politischen Stimme von zivilgesellschaftlichen Organisationen einen Beziehungswandel zwischen Bevölkerung und Staat unterstützen kann

Afrikanische Bürger*innen fordern seit Langem stärker an städtischer Governance beteiligt zu werden. Vorhandene Partizipative Ansätze sind meist noch weit davon entfernt, in großem Umfang institutionalisiert zu werden. Warum waren diese Ansätze bisher nicht erfolgreich? Welchen Herausforderungen sehen sich zivilgesellschaftlicher Organisationen gegenüber?

Zivilgesellschaftliche Beteiligung an städtischer Governance in Afrika. Wie die Stärkung der politischen Stimme von zivilgesellschaftlichen Organisationen einen Beziehungswandel zwischen Bevölkerung und Staat unterstützen kann

Afrikanische Bürger*innen fordern seit Langem stärker an städtischer Governance beteiligt zu werden. Vorhandene Partizipative Ansätze sind meist noch weit davon entfernt, in großem Umfang institutionalisiert zu werden. Warum waren diese Ansätze bisher nicht erfolgreich? Welchen Herausforderungen sehen sich zivilgesellschaftlicher Organisationen gegenüber?

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